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Außereuropäische Fallbeispiele -
Asien

China und Japan sind in der Literatur Ausnahmefälle, da es von dort zum Thema Gerüche und soziale Kategorien historische Daten gibt. Über das späte Kaiserreich, d.h. 18. Jahrhundert, wird berichtet, dass damals neben ihrer Behaarung als wichtiges Merkmal der Europäer ihre unangenehmen Ausdünstungen galten, die mit verdorbenem Fisch verglichen wurden. Von Gegnern des Christentums wurde verbreitet, die Europäer tränken Menstruationsblut, weil sie es für ein wertvolles Geschenk Gottes hielten, und dies sei der Grund für ihren Gestank. Chinesische Damen hielten sich deshalb ein Taschentuch vor die Nase, wenn sie mit Europäern sprachen (Vgl. Dikötter 1992:47f.).

In Japan wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Untersuchungen an den Ainu durchgeführt, der indigenen Bevölkerung Japans, die im Zuge der Kolonisierung Hokkaidos seit 1869 enteignet und verdrängt worden war. Ziel war es, die Verbindung zwischen den Rassen der Ainu und der Weißen mittels Körpergeruch zu schaffen. Das Experiment bestand darin, an einem halbnackten Ainu zu schnüffeln, der sich in einem überheizten Raum befand, und endete mit der Feststellung, die Ainu seien genau wie die Weißen eine übelriechende Rasse (Vgl. Siddle 1997:136, 144).

Eine gegenwartsbezogene Studie über schlechte Gerüche und deren Symbolik liegt über die kleine Gruppe der Buli im östlichen Indonesien vor. Ein zentrales Konzept bei den Buli ist pupúi, ein übler Gestank, der von rohem oder verdorbenem Fleisch, Leichen und entzündeten Wunden ausgeht. Neben seiner Bedeutung bei Geburt und Tod spielt er eine wichtige Rolle bei sexuellen Beziehungen: Er verrät Menschen, die Inzest oder Ehebruch begangen haben und birgt gleichzeitig eine große Gefahr für diese und das gesamte Dorf in sich, denn der Gestank, der den Schuldigen nach ihrer Tat anhaftet, löst nicht nur bei Menschen Ekel und Unbehagen aus, sondern auch bei den Geistern, dem Wald, dem Himmel und dem Meer. Von diesen Kräften hängen die Menschen aber ab, und wenn sie sich gegen ein Dorf wenden, kann es zu Überschwemmungen, Seuchen und anderen Katastrophen kommen. Pupúi hat also für die soziale Kontrolle eine wichtige Funktion, teilt aber auch Menschen in Kategorien ein: Der pupúi-Geruch wird zum einen als feminin angesehen und zum anderen Mitgliedern anderer ethnischer Gruppen zugeschrieben, da diese nicht dieselben strengen Reinigungsrituale durchführen wie die Buli (Vgl. Bubandt 1998:51, 66-71).
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