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Körpergeruch und Geruchssinn in der europäischen Geschichte -
Aktuelles

Auch in der Gegenwart der westlichen Welt findet sich eine Vielzahl von Beispielen dafür, dass verschiedenen sozialen Gruppen unterschiedliche Gerüche zugeschrieben werden, wobei die schlechten Gerüche meistens den "anderen" unterstellt werden (Vgl. Classen et al. 1994:161-166). Häufiges Objekt dieser Etikettierungen sind Migranten wie die Türken in Deutschland, die einer weitverbreiteten Auffassung zu Folge nach Knoblauch stinken. Im Falle von Menschen, die eher kulturell als verschieden angesehen werden, wird die Erklärung für ihren unangenehmen Geruch meist in ihren befremdlichen Gewohnheiten gesucht. Klassenunterschiede werden ebenfalls häufig an Gerüchen festgemacht und ökonomisch begründet - Menschen mit niedrigem Einkommen werden mit Unsauberkeit, dem Geruch nach Alkohol, billigen Parfums etc. assoziiert, wobei letzteres bei Frauen auch ein Urteil über ihre Sexualmoral nach sich ziehen kann.

Über Dunkelhäutige wird dagegen nach wie vor behauptet, sie unterschieden sich aufgrund biologischer Faktoren im Körpergeruch von Weißen. Überdies ist die Auffassung populär, Gerüche riefen instinkthafte Abwehrreaktionen gegenüber Angehörigen anderer Rassen hervor, wie sie von Annik Le Guérer formuliert wird:

Der Mensch verleiht der ihn umgebenden Luftschicht seine charakteristische Duftnote, und diese wird bestimmt von seiner Ernährung, seinem Gesundheitszustand, Alter, Geschlecht, von seiner Tätigkeit und Stammeszugehörigkeit. Und zweifellos ist der Geruch wegen der Physiologie der Riechorgane der intimste und tiefste Eindruck, den wir von einem anderen gewinnen können […] Er durchdringt und erfüllt uns, ob wir wollen oder nicht, mit Freude oder Abscheu (Le Guérer 1992:38).

Biologische Argumente werden auch bei Unterschieden zwischen den Geschlechtern angeführt, verstärkt durch die Diskussion über Pheromone, denen ein Einfluss auf das Sexualverhalten nachgesagt wird. Auch wenn der Trend bei Parfums seit einigen Jahren eher in Richtung Unisex-Düfte geht, werden in der Werbung für diese Produkte immer noch viele typisierte Männer- und Frauenbilder vermittelt.
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