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Körpergeruch und Geruchssinn in der europäischen Geschichte -
Die Antike

Schon die Griechen und Römer nahmen Gerüche zu Hilfe, um Menschen in verschiedene Kategorien einzuteilen. Der offenbar am leichtesten bemerkbare Unterschied herrschte zwischen Armen und Reichen: Weniger Wohlhabende konnten sich ganz einfach die teuren Duftstoffe nicht leisten, ebenso wenig wie Aroma verströmende Gärten oder Sklaven, die für sie ihre Häuser sauber hielten. Außerdem wurden bestimmte Berufsgruppen wie Gerber oder Fischhändler als übelriechend klassifiziert aufgrund der Materialien, mit denen sie in Berührung kamen. Dasselbe galt für Landbewohner, die bei den Städtern den Ruf hatten, nach Knoblauch und Ziegen zu stinken und außerdem unkultivierte Hinterwäldler zu sein. Auch Sklaven wurde nachgesagt, anders zu riechen, was deutlich macht, dass die Unterschiede im Geruch zwischen verschiedenen Gruppen nicht nur in ihren unterschiedlichen Tätigkeiten und Lebensumständen begründet waren, sondern vor allem einen bestimmten Status symbolisierten (Vgl. Classen et al.1994:33-35).

Außerdem herrschte in der Antike die Meinung vor, dass Männer und Frauen einen geschlechtsspezifischen Eigengeruch hätten, auch wenn bei Parfums keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern gemacht wurden. Frauen allgemein galten als tendenziell übelriechend, weil sie eine latente Gefahr für die patriarchale Ordnung darstellten. Die Kategorie Frau wurde anhand von Geruchszuschreibungen weiter unterteilt: Ihrem Lebenszyklus folgend durchschritten Frauen verschiedene Geruchsstadien, angefangen mit dem Duft des jungen, unverheirateten, anziehenden Mädchens, der sich jedoch mit der Ehe und zunehmendem Alter in Gestank verwandelte. Prostituierte waren eine andere übelriechende Gruppe von Frauen, vordergründig bedingt durch ihre Arbeitsumstände, aber auf symbolischer Ebene erklärbar mit ihrem niedrigen sozialen Status und der Bedrohung, die ihre Existenz für die soziale Ordnung darstellte. Letzteres galt zwar auch für die Kurtisanen, die aber einen höheren Status hatten, weshalb ihr Geruch als süß und angenehm, aber auch betörend und gefährlich galt (Vgl. ebd.:35-38).
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