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Untersuchung: MDS und Clusteranalyse - Gute Gerüche

  Tabelle 1: Abkürzungen der Items (gute Gerüche)
  Abb. 1: Zweidimensionale MDS der aggregierten Ähnlichkeitsmatrix der guten Gerüche
  Abb. 2: Hierarchische Clusteranalyse (complete-link) der aggregierten Ähnlichkeitsmatrix der guten Gerüche
  Abb. 3: Kombination MDS und Clusteranalyse (gute Gerüche)

Die aus den Pile Sort Daten mit Hilfe von ANTHROPAC berechnete aggregierte Ähnlichkeitsmatrix wird nun dazu verwendet, eine nicht-metrische multidimensionale Skalierung (MDS) durchzuführen.

Diese bildet die Ähnlichkeiten der Items in einer zweidimensionalen Graphik ab [Abbildung 1], wobei zwei Begriffe sich um so ähnlicher sind, je näher sie zueinander stehen.

Für eine klarere Übersicht wurden die Items als Abkürzungen in das Programm eingelesen. Da einige Items immer in die gleichen Stapel einsortiert wurden, errechnen sich hierbei die gleichen Koordinaten, das Programm bildet aber jeweils nur einen Item ab. Die durch Kursivschrift gekennzeichneten Items sind zur besseren Interpretierbarkeit von Hand nachgetragen worden, sodass ihre Koordinaten nur ungefähr stimmen. Abbildung 1 zeigt die MDS der guten Gerüche basierend auf den Pile Sort Daten aller 30 Informanten.
Sofort ist zu erkennen, dass sich Gruppen herausbilden. Während auf der linken Seite vor allem Items aus dem Bereich Nahrungsmittel zu finden sind (‚Essen'; 'Brot'; 'Hähnchen'), bilden oben auf der rechten Seite Begriffe aus dem Naturbereich eine Gruppe (‚Nadelwald'; ‚Wald'; ‚Gras'; ‚Wiese' u.s.w.).

Ganz aus der bestehenden Struktur herauszufallen scheint der Item ‚Partner/in' rechts unten, der in relativ großem Abstand zu den anderen Gerüchen steht. Problematisch ist auch der mittlere Bereich, da hier die Abstände zwischen den Items annähernd gleich groß sind, sodass eine genaue Zusammengehörigkeit schwer erkennbar ist.
Um die Interpretation der MDS zu unterstützen und die Zugehörigkeit mancher Items zu klären, wird nun in einem zweiten Schritt eine Clusteranalyse durchgeführt. Die Clusteranalyse "[...] is a descriptive tool for exploring relations among items in a matrix [...]" (Bernard 1995: 505), wobei auf der x-Achse die Items aufgeführt werden und die y-Achse (Levels) die Abstände zwischen den Items aufzeigt.

In Abbildung 2 sind sechs Cluster sind deutlich zu erkennen, wobei eine einheitliche Trennung zweier Cluster bis zu einer Verbindung auf dem 3. Level erfolgte, was in diesem Fall einem Wert von 0.1333 entspricht. Zur besseren Lesbarkeit wurden die Cluster farbig hervorgehoben.

Das rote Cluster beinhaltet Objekte, die zur Beduftung der eigenen Person oder des Raumes eingesetzt werden können (‚Parfüm'; ‚Duschcreme'; ‚Räucherstäbchen'; ‚ätherische Öle'). Trotz der klaren Zuordnung zu diesem Cluster sind die Ähnlichkeiten zwischen den inhärenten Items nicht so hoch wie in den anderen Gruppen, was durch die relativ niedrigen Balken deutlich wird. Gemeinsamkeiten existieren erst ab Level 0.6000.

Das zweite Cluster - dunkelgrün gekennzeichnet - umfasst Items aus der Natur wie zum Beispiel die unterschiedlichen Landschaftsformen ‚Wiese' ‚Gras' ‚Wald' ‚Nadelwald' und ‚Meer' und die Items ‚Frühling' und ‚Regen'. Eine Besonderheit ist hier die Tatsache, dass alle 30 Informanten ‚Wald' und ‚Nadelwald' in einen Stapel sortiert haben und daher eine absolute Ähnlichkeit zwischen diesen beiden Items auf dem Level 1.0000 besteht. ‚Gras' und ‚Wiese' werden zwei Einheiten später hinzugefügt und ‚Regen' und ‚Meer' bilden ab dem Level 0.8333 ein eigenes Paar (Assoziation Wasser), welches etwa ab der Mitte Anschluss zum Rest erhält. Obwohl der Item ‚Partner/in' gleichfalls zu diesem Cluster gehört, ist eine Verbindung nur auf unterstem Level zum Item ‚Wiese' vorhanden, sodass bei der folgenden Kombination aus MDS und Clusteranalyse (vgl. Abbildung 3), dieser Item unabhängig dargestellt wird und aus der Gruppenbildung herausfällt. Bei der Sortierung hatten 12 der 30 Informanten diesen Item nicht zugeordnet.

Das blaue Cluster enthält Nahrungsmittel (‚Kaffee'; ‚Essen'; ‚Brot'; ‚Hähnchen').

Cluster 4 (grau) besteht zum einen aus Gewürzen und Früchten wie den ‚Orangen' und ‚Zitronen', die eine hohe Korrelation aufweisen (Level 0.9000). Zum andern bilden die Gewürze Vanille und Zimt (Level 0.7667) sowie Pfefferminze und Basilikum (Level 0.6000) Paare, die aber erst auf dem niederen Level 0.2000 zum Gesamtcluster hinzugefügt werden. Dieses Cluster zerfällt also nochmals deutlich in drei Teile.

Cluster 5 (hellgrün) kann mit den Items ‚Cannabis' und ‚Tabak' unter dem Oberbegriff Genussmittel gefasst werden.

Das Cluster 6 (violett) wird von 3 Pflanzen (‚Rosen'; ‚Lavendel'; Jasmin') gebildet.

Die Ergebnisse der Clusteranalyse werden jetzt mit der MDS verbunden, wobei Kreise um die Items gezogen werden. Zusätzlich werden die gefundenen Gruppen mit den Aussagen der Informanten, die während der Pile Sorts notiert wurden verglichen, um die bisherigen Ergebnisse zu verifizieren und den Subdomains Labels zu verleihen. [Abbildung 3]

Es läßt sich direkt eine große Übereinstimmung erkennen. So benennt ein Informant die Inhalte des roten Clusters als "nicht natürliche, von Menschenhand geschaffene" Gerüche und eina Andere spricht von "chemischen" Gerüchen. Weitere Kommentare lauteten folgendermaßen: "Produkte, die zusammen gemischt sind", "künstliche Gerüche" und "Raumgerüche", "sehr intensiv" und "chemisch hergestellt", "Zusätze", "Körperpflege", "künstliche Pflegeprodukte, die das Leben angenehm gestalten sollen" und "sehr intensive, künstliche Gerüche".

Als Zusammenfassung aus diesen emischen Bezeichnungen geht das in die Abbildung 3 integrierte Label "künstlich hergestellte Gerüche" hervor.

Das grüne Cluster wird sehr eindeutig mit der Natur in Verbindung gebracht. Vier der 30 Informanten bezeichnen mit diesem Begriff die gebildete Gruppe, ein anderer Informant gibt "Naturdüfte" und Informant 26 "Naturzustände" als Schlagwort an. Weitere Aussagen zu dieser Kategorie sind: "Eindrücke", "angenehm, aber abstrakt", "Primärgerüche", "ganzer Eindruck oder großer Eindruck", "Frühling", "Blumen" und "Eindrücke draußen" und "Frische".

Da der Item ‚Partner/in' aufgrund der Clusteranalyse gleichfalls in dieses Cluster zählt, bei der Betrachtung der MDS aber eher herausfällt, wird er nicht eingekreist, aber in der Clusterfarbe grün dargestellt.

Das blaue Cluster wird mit dem Label "Essen" benannt, da dies während der Pile Sort Befragung von 17 Informanten angeführt wurde. Weiterhin kennzeichnen Kommentare wie "alles, was man schmeckt" und "warme Mahlzeit" diese gustatorische Subdomain.

Die Kategorienbildung im grauen Cluster ist weniger eindeutig. Während sechs Informanten die Items dieser Gruppe in die "Essensgruppe" integrieren, differenzieren andere Informanten mehr und benennen diese Gruppe mit den Begriffen "Früchte", "Kräutergerüche", "Gewürze", "Gewürze und Obst" und "Gewürze und Zutaten". Nach einer Auszählung wird zwar das Label "Gewürze und Früchte" verliehen, das Ergebnis zeigt aber deutlich die nahe Verwandtschaft zum blauen Cluster.

Eindeutig hingegen ist das hellgrüne Cluster, das von 5 Informanten mit dem Stichwort "Rauchen" und von 2 Informanten mit "Tabak" versehen wurde. Weitere Bezeichnungen waren "Drogen", "Blumen" und "Genussmittel".

Das violette Cluster wird mit dem Label "Blumen" versehen, da dies von 5 Informanten genannt wurde. Allerdings hat diese Kategorie eine hohe Ähnlichkeit mit der Gruppe "Natur", da sie von 4 Informanten in diese integriert wurde.

Aufgrund dieser Ergebnisse kann man eine Trennung der guten Gerüche auf der ersten Dimension erkennen, die die Gerüche in eine linke essbare und eine rechte nicht-essbare Gruppe aufteilt. Diese Trennung wird durch die eingezeichnete Linie in Abbildung 3 markiert.

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